close your eyes and listen to the symphony of the pontoon
keep your eyes closed until the squeaks and groans
prompted by the sea
harmonize with beethoven like siblings
in an alleyway in dorsoduro a refugee asks for bread
his dark blue t-shirt says:
I’m proud to be an ossi.— now go over to him,
ossi, and give him some bread or a few coins
or your honest attention.
at the dock near giardini, three yachts with darkened windows
rise up three stories, bobbing with self-assurance
now step close and start cursing
like you used to, start raging
like you used to, pick an unfair fight
with your misbehaving heart like you used to
puke on the hull and slowly move on
enter san zaccaria, stand still.
with your last coin
light a candle at bellini’s sacra conversazione
whisper into the dark: I can’t understand
so little sensuality
can be expressed with words: a mere naming
of angels without capturing their faces,
their soft vaults of bone,
their fluid arches of man and woman.
comparisons only begin to shimmer
as if in oil: a metallic suit of wings
like the crumpled aluminum tail
of a lear jet ..
and yet: how impoverished!
no red curtain of words that allows
the eye to comprehend, and the mind. no r-e-d
that can pierce mary, her crystal b-l-u-e
and how will you ever replace light!
here, it’s absurd to even utter light
which crashes and creeps through the window
to almost imperceptibly lift her face
to see the white lily, finally
set eyes on it, in this room
that floats in silence, tumbles through space
in geometric patterns, castle and cloud ..
a poor man’s meal, nothing more
a bowl of soup
where words only swim
like feeble hands that can’t grasp
but still try, and still pray into a flat spoon.
(after “Angel of the Annunciation and Virgin Annunciate” by Giovanni Bellini, Accademia)
schließ deine augen und hör die symphonie eines pontons
halt die augen geschlossen bis sein stöhnen und quietschen
vom meer angetrieben
geschwisterlich neben beethoven tönt
in einer gasse in dorsoduro fragt ein flüchtling nach brot
auf seinem dunkelblauen t-shirt steht geschrieben:
ich bin stolz ein ossi zu sein. – jetzt geh zu ihm hin, ossi
und gib ihm brot oder münzen
oder dein aufrichtiges interesse.
drei jachten, drei stockwerke hoch mit verdunkelten scheiben
unverschämt schaukelnd an einer kaimauer bei giardini
jetzt tritt zu ihnen hin und beginne zu zürnen
so wie früher, beginne zu toben
so wie früher, lass dich verprügeln
von deinem verhaltensgestörten herz so wie früher
kotz an die bordwand und geh langsam vorüber
betritt san zaccaria, bleib stehen.
beleuchte bellinis sacra conversazione
mit deiner letzten münze
flüster ins dunkel: ich kann nicht verstehn
so wenig sinnlichkeit
können worte: nur engel benennen
ohne ihr gesicht abzubilden
ihr sanftes gewölbe aus knochen
ihr vermischtes gewölbe aus mann und frau.
einzig vergleiche, die noch leuchten können
wie in öl: sein metallisches flugkleid
wie der zerknitterte rumpf eines learjets
ohne lackierung ..
und dennoch: welche ärmlichkeiten.
kein roter vorhang nur aus worten
der sich begreifen lässt im auge, im gehirn. kein r-o-t
das in maria eindringt, in ihr kristallines b-l-a-u
und wie, wie willst du licht ersetzen!
noch lächerlicher hier nur licht zu sagen
das durch die fenster stürzt und schleicht zugleich
um ihr gesicht kaum merklich anzuheben
dass es die weiße lilie sieht
endlich erblickt, in diesem raum
der lautlos schwebt, im weltall schwebt
mit strengen mustern, burg und wolken ..
ein arme-leute-essen ist gekocht, sonst nichts
ein teller suppe
wo nur worte schwimmen
wie lose hände, die nichts greifen können
doch greifen wollen, und in den flachen löffeln beten.
(nach “Verkündigung” von Giovanni Bellini, Accademia)